Anlässlich des Internationalen Tages der klinischen Forschung am 20. Mai 2025
Die Bedeutung der klinischen Forschung – Perspektiven aus der Praxis
Klinische Forschung ist ein zentraler Baustein der modernen Medizin. Sie ermöglicht die Entwicklung neuer Therapien, die Verbesserung bestehender Behandlungen und die ständige Erweiterung des medizinischen Wissens. Aber wie erleben verschiedene Interessensgruppen diesen wichtigen Bereich? Wir haben mit einer forschenden Ärztin, einem Arzneimittelforscher, und einer behandelnden Ärztin gesprochen, um verschiedene Perspektiven auf die klinische Forschung einzufangen.
Am Fraunhofer-Institut für Translationale Medizin und Pharmakologie ITMP führen wir klinische Studien durch, um innovative Medikamente und Therapien zu erforschen. Unser Ziel ist es, wissenschaftliche Erkenntnisse effizient in die medizinische Praxis zu übertragen und so den Patientinnen und Patienten von morgen bessere Behandlungsmöglichkeiten zu bieten. Mit diesem Artikel wollen wir mehr Sichtbarkeit für die klinische Forschung schaffen und zeigen, wie wichtig sie für den medizinischen Fortschritt ist.
Forschungsärztin – PD Dr. Michaela Köhm
Frau Dr. Köhm, welche Rolle spielt die klinische Forschung in Ihrer täglichen Arbeit?
Die klinische Forschung ist neben der Versorgung von Patienten mit Immunerkrankungen in der Routine ein wesentlicher Teil meiner Arbeit. Mein Forschungsschwerpunkt liegt in der Erforschung der sogenannten Spondyloarthritiden, zu der die Psoriasis Arthritis zählt, sowie im Spektrum der Entzündungsmedizin, die einer interdisziplinären Zusammenarbeit bedarf. Ich konzipiere klinische Forschungsprojekte anhand von Fragestellungen, die sich im Rahmen der Routineversorgung ergeben und bisher nicht durch andere Forschungsprojekte beantwortet wurden. Dabei betreue ich Patienten und Patientinnen, die an diesen Forschungsprojekten, aber auch an Arzneimittelstudien der Industrie teilnehmen, in denen innovative Therapien entwickelt werden. Zudem koordiniere ich die Abläufe im Studienteam und sorge dafür, dass Sicherheits- und Qualitätsstandards entsprechend Good Clinical Practice eingehalten werden . Es ist faszinierend zu sehen, wie Evidenz im Behandlungsmanagement dieser speziellen Behandlungsgruppen geschaffen wird und innovative Medikamente und Therapien Schritt für Schritt entwickelt werden.
Wo sehen Sie die größten Herausforderungen?
Zum einen müssen wir Patientinnen und Patienten davon überzeugen, an Studien teilzunehmen, was oft mit Ängsten verbunden ist. Zum anderen sind die regulatorischen Anforderungen hoch, was den Prozess manchmal verlangsamt. Aber am Ende gibt es Fortschritte – und das ist es wert!
Arzneimittelforscher – Prof. Dr. Aimo Kannt
Herr Prof. Kannt, was genau macht ein Arzneimittelforscher?
Meine Arbeit beginnt lange, bevor ein Medikament in einer klinischen Studie untersucht wird. Mein Team erforscht neue Wirkmechanismen, entwickelt Krankheitsmodelle, testet Moleküle und arbeitet mit Ärztinnen und Ärzten zusammen, um die vielversprechendsten Substanzen zu identifizieren und weiterzuentwickeln. Darüber hinaus beschäftigen wir uns mit Biomarkern, die für die Vorhersage des Krankheitsverlaufs und des Ansprechens auf bestimmte Therapien eingesetzt werden können.
Wie erleben Sie die Kooperation mit der klinischen Forschung?
Der direkte Austausch zwischen präklinischer und klinischer Forschung ist entscheidend, das gemeinsame Verständnis von Erkrankungen und ihren individuellen Ausprägungen ist eine wichtige Voraussetzung für die Entwicklung neuer Therapieansätze. Die enge Zusammenarbeit ermöglicht es uns beispielsweise, in Bioproben von Patienten und Patientinnen molekulare Signaturen zu identifizieren, die im Idealfall zu einer besseren Therapieentscheidung oder zu einem Ansatzpunkt für die Entwicklung eines neuen Wirkstoffs beitragen.
Behandelnde Ärztin – Magdalena Figat
Frau Figat, wie stehen Sie als praktizierende Ärztin zur klinischen Forschung?
Ich halte sie für unverzichtbar. Ohne Forschung gäbe es keinen Fortschritt. Im Praxisalltag ist es jedoch oft schwierig, die nötige Zeit für die Studienbetreuung zu finden. Deshalb ist es wichtig, dass Forschung und Praxis gut zusammenarbeiten.
Würden Sie Patientinnen und Patienten raten, an Studien teilzunehmen?
Auf jeden Fall, wenn es eine geeignete Studie gibt. Patienten und Patientinnen haben dann oft Zugang zu innovativen Behandlungen, die ihnen sonst nicht zur Verfügung stehen würden. Natürlich müssen Risiken abgewogen werden, aber Studien sind heute sehr sicher.
Fazit
Die klinische Forschung lebt von der Zusammenarbeit vieler Akteure. Ärzte und Ärztinnen, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und Patienten und Patientinnen tragen gemeinsam dazu bei, medizinische Innovationen voranzutreiben. Anlässlich des Internationalen Tags der klinischen Forschung möchten wir alle ermutigen, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen – sei es durch eigene Teilnahme an Studien, durch Unterstützung von Forschungsprojekten oder durch die Offenheit, neue Behandlungsmethoden in Betracht zu ziehen. Denn Fortschritt beginnt mit Forschung!