»Women in Science« am Fraunhofer ITMP

Interviews mit Wissenschaftlerinnen am Fraunhofer ITMP

Die Förderung von Wissenschaftlerinnen auf ihrem Karriereweg ist ein großes Anliegen des Fraunhofer ITMP.

 

Wir möchten Ihnen einige unserer Wissenschaftlerinnen vorstellen, die wir zu ihrer Arbeit am Fraunhofer ITMP befragt haben.

Die Wissenschaftlerinnen sprechen über ihre Projekte, was sie an ihrer Arbeit besonders spannend finden und auch über einige der Herausforderungen, die sie sich auf ihrem Weg stellen müssen.

Yojana Gadiya

Was ist Ihre aktuelle Aufgabe am Fraunhofer ITMP?

Derzeit beschäftige ich mich am Fraunhofer ITMP mit der Erstellung von FAIR-Daten und Pipelines mit Hilfe von Wissensgraphen. Da ich in einem datenproduzierenden Zentrum arbeite, nutze ich diese Gelegenheit, um intern produzierte Daten mit externen Ressourcen zu verknüpfen. Wissensgraphen, bei denen es sich um eine grafische Visualisierung dieser Daten handelt, sind ein leistungsfähiges Werkzeug, das bei der Verknüpfung verschiedener Datenressourcen zu einer kleineren Instanz hilft. Mit solchen Wissensgraphen lässt sich die Zeit, die ein Forschender benötigen würde, um dieselben Informationen durch das Lesen mehrerer Veröffentlichungen zu erhalten, immens reduzieren. Neben der Bereitstellung von Tools für Wissensgraphen zur Unterstützung von Forschenden in verschiedenen Bereichen (von antimikrobieller Resistenz (AMR) bis zu COVID-19-Gemeinschaften), biete ich Unterstützung für verschiedene chemieinformatische Analysen, die für eine chemische Polypharmakologie oder Nebenwirkungen relevant sind. Zudem beteilige ich mich aktiv an der Erstellung und Zuordnung von Ontologien für einen ausgewählten Anwendungsfall.

 

Was finden Sie an Ihrer Arbeit besonders spannend?

Da ich noch nie in einer Gruppe gearbeitet habe, in der Experten aus verschiedenen Bereichen tätig waren, reizt mich am meisten die Freiheit, neue Techniken zu erforschen und zu verstehen und von Experten zu lernen. Das gibt mir die Möglichkeit, ein bestimmtes Problem in verschiedenen Richtungen zu lösen, indem ich Fragen stelle wie: Wie würde ein Chemiker diese Informationen nutzen oder wie würde ein Biologe diese Ergebnisse sehen?

 

Was ist die größte Herausforderung für Sie?

Die größte Herausforderung bei meiner Arbeit ist nach wie vor die Ungewissheit über die Auswirkung und Akzeptanz der von mir zur Verfügung gestellten Werkzeuge: Hilft das Werkzeug, den Prozess der Arzneimittelforschung zu einem bestimmten Zeitpunkt zu beeinflussen, oder hilft es den Forschenden bei der Suche nach neuen Targets für bereits zugelassene oder bereits in klinischen Studien getestete Wirkstoffe. Um dieser Herausforderung zu begegnen, versuche ich stetig Feedback zu meiner Arbeit zu erhalten, und die Problemstellung zu verstehen, die die Forschenden zu lösen versuchen. Auf diese Weise kann ich anderen Forschenden vorschlagen, auf welche Weise die von mir entwickelten Werkzeuge wie z. B. Wissensgraphen eingesetzt werden können, um ihre Fragestellungen zu lösen.

Dr. Mira Grättinger

Was ist Ihre aktuelle Aufgabe am Fraunhofer ITMP?

Mein Aufgabenbereich am Standort Discovery Research ScreeningPort des Fraunhofer ITMP in Hamburg ist äußerst vielseitig, was ich sehr schätze. Ich bin verantwortlich für die Leitung von Förder- und Industrieprojekten, koordiniere die Öffentlichkeitsarbeit unseres Standorts und bin in das Personalmanagement und die Nachwuchsförderung involviert. 

 

Wie erleben Sie es, Teil des Fraunhofer-Umfelds zu sein?

Mit meinem Hintergrund in der akademischen Forschung und der Biotechnologiebranche habe ich einen Einblick in die unterschiedlichen Arbeitsweisen in unserem Umfeld gewinnen können. 2014 habe ich dann die Integration des Hamburger Standorts in die Fraunhofer-Gesellschaft und Anfang 2021 die Gründung des Fraunhofer ITMP begleitet. Für mich ist es besonders bereichernd, Teil dieses großen Netzwerks an der Schnittstelle zwischen akademischer und industrieller Forschung zu sein und die Möglichkeiten der Interdisziplinarität innerhalb der Fraunhofer-Gesellschaft in der Projektarbeit ausnutzen zu können. Gleichzeitig freue ich mich am Aufbau des Fraunhofer-Verbunds Gesundheit beteiligt zu sein und unseren Schwerpunkt, die pharmazeutische Wirkstoffforschung, einzubringen.

 

Wenn Sie die Möglichkeit hätten, einer jüngeren Version von sich selbst einen Rat zu geben, wie würde dieser lauten?

Verfolge deine wissenschaftlichen Ziele und bleibe so lange wie möglich ein Spezialist. Nutze die Chancen des internationalen wissenschaftlichen Umfelds zur Weiterbildung und Vernetzung und suche den Austausch. Traue Dir zu, Karriere und Familie in Einklang zu bringen und nimm hierfür die Möglichkeiten moderner Arbeitsformen in Anspruch.    

Dr. Johanna Huchting

Was ist Ihre aktuelle Aufgabe am Fraunhofer ITMP?

Als PostDoc am Standort Discovery Research ScreeningPort des Fraunhofer ITMP genieße ich es sehr, dass meine tägliche Arbeit viele verschiedene Facetten umfasst - ich führe Experimente im Labor durch, kommuniziere mit unseren Projektpartnern, präsentiere Forschungsergebnisse und entwickle neue Projektideen. Dazu gehört auch das Schreiben von Förderanträgen und die Zusammenarbeit mit der Industrie. Ein weiterer Aspekt, der mir sehr am Herzen liegt, ist das Mentoring und die Förderung junger Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen.

 

Was finden Sie an Ihrer Arbeit besonders spannend?

Der Forschungsbereich, in dem ich arbeite, treibt Innovationen in der Wirkstoffforschung und Arzneimittelentwicklung voran - wir tragen dazu bei, alternative Einsatzbereiche bekannter Arzneimittel zu identifizieren, neue Substanzen zu finden, die das Potenzial bieten, bisher unbehandelbare Krankheiten behandelbar zu machen, und die Möglichkeiten der Arzneimitteltherapie über die klassischen Hemmstoffe hinaus zu erweitern. Der Zweck dieser Arbeit - die Medizin voranzubringen - und mein Beitrag daran, als Teil einer viel größeren interdisziplinären Teamleistung, ist das, was mich immer wieder begeistert.

 

Wenn Sie die Möglichkeit hätten, einer jüngeren Version von sich selbst einen Rat zu geben, wie würde dieser lauten?

1. Es braucht Zeit und Erfahrung, um zu begreifen, dass Experimente scheitern - nicht die Person, die sie durchführt - und um »negative Ergebnisse« als Wegweiser für Innovationen zu schätzen.
2. Errungenschaften feiern, egal wie klein sie erscheinen mögen.
3. Es ist nichts falsch daran, Wissenschaft als Mannschaftssport zu betrachten!

Sherezade Moñino Romero

Was ist Ihre aktuelle Aufgabe am Fraunhofer ITMP?

Als Postdoc leite ich verschiedene Projekte zur Beantwortung molekularer, zellulärer und klinischer Aspekte von Urtikaria-Patienten. Ich betreue Studierende und helfe bei organisatorischen Fragen im Labor.

 

Was finden Sie an Ihrer Arbeit besonders spannend?

Am spannendsten an meiner Arbeit finde ich, dass ich an der Schwelle zu wissenschaftlichen Entwicklungen stehe, die später am Patienten angewendet werden. Die Entscheidungen, die wir in unseren experimentellen Ansätzen treffen, werden die Zukunft diagnostischer Tests, neuer Behandlungsoptionen und einer verbesserten Patientenversorgung bestimmen.

 

Was ist die größte Herausforderung für Sie?

Meine größte Herausforderung ist es, die Balance zwischen all den verschiedenen Facetten meiner Arbeit zu halten. Bei der Arbeit im Labor müssen wir uns oft um mehrere zusätzliche Aufgaben kümmern, wie z. B. das Schreiben von Förderanträgen, Veröffentlichungen, die Koordination mit internationalen Kollaborationspartnern und den reibungslosen Ablauf des Labors. Manchmal ist es notwendig, innezuhalten und sich die Zeit zu nehmen, darüber nachzudenken und zu diskutieren, welche Experimente zur Beantwortung der wissenschaftlichen Fragen relevant sind. Es ist nicht immer einfach, ein Gleichgewicht zu erreichen und mit allen Fronten im gleichen Tempo voranzukommen, da alle gleich wichtig sind.

Dr. Susanne Schiffmann

Was ist Ihre aktuelle Aufgabe am Fraunhofer ITMP?

Bei Fraunhofer ITMP beschäftige ich mich mit der Entwicklung von neuen Therapieansätzen für Infektionskrankheiten und deren Auswirkung auf das Immunsystem. Zudem etablieren wir neue Testsysteme, um die Sicherheit von Biologika zu prüfen. Ein weiterer großer Arbeitsbereich ist die Testung von Chemikalien hinsichtlich ihrer potenziellen Bioverfügbarkeit und ihrer Auswirkung auf das menschliche Immunsystem. Zudem untersuchen wir Naturstoffe wie z. B. Flechtenextrakte bezüglich ihrer pharmakologischen Potenziale mit dem Ziel neue innovative Wirkstoffkandidaten zu identifizieren.

 

Was finden Sie an Ihrer Arbeit besonders spannend?

An meiner Arbeit reizen mich vor allem die vielfältigen Aufgaben und Forschungsgebiete die wir adressieren. Mit jedem neuen Projekt sammle ich Erfahrung in interessanten Forschungsgebieten, die ich dann ganz im Sinne der Translation auch in anderen Projekten einsetzten kann. Zudem bietet mir die Arbeit in der Pharmakologie die Möglichkeit mich aktiv an der Entwicklung von neuen Therapien für bislang nicht adäquat zu behandelnde Krankheiten zu beteiligen.

 

Was ist die größte Herausforderung für Sie?

Die größte Herausforderung ist gleichzeitig das Interessante an der Arbeit in der Forschung: neue bislang unbekannte biologische und medizinische Zusammenhänge zu entdecken. Es beginnt mit der Generierung von Hypothesen basierend auf den wissenschaftlichen Arbeiten von Anderen oder eigenen Vorarbeiten, gefolgt von der Planung von experimentellen Ansätzen, um die Hypothesen zu prüfen. Wichtig dabei ist zudem der Austausch mit anderen Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, entweder bei Konferenzen oder über das Publizieren der Ergebnisse.

 

Katarina Stevanovic

Was ist Ihre aktuelle Aufgabe am Fraunhofer ITMP?

Ich bin Biochemikerin im Forschungsbereich Klinische Forschung am Standort Berlin des Fraunhofer ITMP.

 

Was finden Sie an Ihrer Arbeit besonders spannend?

Der beste Teil meiner Arbeit ist die Gestaltung von Forschungsprojekten, bei denen man kreativ über neue Möglichkeiten und Ansätze für wissenschaftliche Fragen nachdenken muss. Ich bin neu bei Fraunhofer, aber was mir von Anfang an gefallen hat, ist mit einer interdisziplinären Gruppe von Wissenschaftlern zusammenzuarbeiten.

 

Was ist die größte Herausforderung für Sie?

Meine größte Herausforderung war es, zu lernen, wie man sich effektiv mit anderen vernetzt. Es hat sich gezeigt, dass daraus immer neue Ideen und Kooperationen entstehen, die jedes Projekt voranbringen.

 

Wenn Sie die Möglichkeit hätten, einer jüngeren Version von sich selbst einen Rat zu geben, wie würde dieser lauten?

Der Rat, den ich meinem jüngeren Ich geben würde, ist, keine Scheu zu haben, auf andere zuzugehen und sich daran zu erinnern, dass die Möglichkeiten endlos sind, wenn man sie nur will.

 

 

 

Gesa Witt

Was ist Ihre aktuelle Aufgabe am Fraunhofer ITMP?

Im Forschungsbereich Drug Discovery beschäftige ich mich als wissenschaftliche Mitarbeiterin mit der Automation biochemischer und zellbasierter Testsysteme. Als stellvertretende Arbeitsgruppenleiterin steht für mich außerdem im Fokus unser Forscherteam für Biomedical Data Science weiter aufzubauen und als Scrum Master die agile Projektarbeit zu etablieren.

 

Was finden Sie an Ihrer Arbeit besonders spannend?

Für mich ist spannend interdisziplinär zu arbeiten. Meine Arbeit am Fraunhofer ITMP erlaubt es mir verschiedene Interessen zu verbinden: die wissenschaftliche Arbeit im Labor, das Forschungsdatenmanagement und das agile Projektmanagement. Bereichernd finde ich sowohl den Austausch in unserem Team, als auch die Zusammenarbeit mit nationalen und internationalen Forschungspartnern.

 

Was ist die größte Herausforderung für Sie?

Wahrscheinlich ist für mich die größte Herausforderung, aber gleichzeitig auch die größte Chance, der immer schnellere Fortschritt in Wissenschaft und Technologie. Es entstehen ständig neue Themenfelder, die eine Vielfalt an beruflichen Möglichkeiten hervorbringen. Dafür offen zu sein und trotzdem fokussiert zu bleiben, kann herausfordernd sein.

Über mein Studium der pharmazeutischen Biotechnologie bin ich in die Wirkstoffforschung gekommen. Im Rahmen der Forschungsprojekte habe ich mich auch mit dem Prozessieren von Daten beschäftigt und erkannt, dass Wissenschaftler und Informatiker zusammenarbeiten sollten, um Forschungsdatenmanagement und Datenwissenschaften voranzubringen. Das tun wir am Fraunhofer ITMP mittlerweile in der Arbeitsgruppe für Biomedical Data Science. Unterstützt wurde ich auf meinem Weg durch gezielte Weiterbildungen wie z. B. das Fraunhofer Karrierementoring »Step Forward« und meine Ausbildung zum Scrum Master.